Kinder in der Zeit des Nationalsozialismus

Elises kleiner Bruder nahm den Krieg nicht als Gefahr wahr. Dafür war er noch zu klein und zu jung. Vielmehr erlebte er das Regime als Chance, Gleichaltrige zu treffen und gemeinsam vermeintlich fröhlich zu spielen. Allerdings steckte hinter dem Gedanken der Hitler-Jugend keine fröhliche und leichte Gemeinschaft, sondern es ging um militärischen Drill für die Zukunft.

Gegründet wurde die (HJ) beim zweiten Reichsparteitag der NSDAP im Jahr 1926. 

Erst mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 gewann die Jugendbewegung an Bedeutung, da alle anderen Jugendbewegungen verboten wurden und die Hitler-Jugend damit zu einer Staatsjugendbewegung wurde.

Die freiwillige Teilnahme wurde im Jahr 1939 durch Zwangsmitgliedschaft abgelöst und so waren alle Kinder und Jugendlichen verpflichtet, Teil dieser Gemeinschaft zu werden. 

Aufgeteilt war die HJ nach Alter und Geschlecht:

Im deutschen Jungvolk waren die 10-14-jährigen Jungen vereint, ehe sie als 14-18-Jährige in die eigentliche HJ wechselten. 

Ebenso waren die 10-14-jährigen Mädchen im Jungmädelbund und die 14-18 Jährigen im Bund Deutscher Mädel vereint. 

Auf freiwilliger Basis konnten alle jungen Frauen zwischen 17 und 21 Jahren zusätzlich dem BDM-Werk "Glaube und Schönheit" beitreten, wo sie auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet wurden. Natürlich ganz im Sinne der NSDAP und deren Meinung über die Frau als "Gebärmaschine" und männerversorgende, dem Volk Söhne schenkende Hausfrau. 

Einmal pro Woche fanden in der Regel die Treffen der Jugendverbände in den Dörfern statt. So war auch Elise Teil des BDM in ihrem Heimatort Clausen im Pfälzerwald. Dort war sie unter anderem mit der Aufgabe betraut, Socken für die Soldaten an der Front zu stricken und Heimatbriefe zu verfassen, in denen die Soldaten Neuigkeiten von Zuhause erfuhren. 

Elise war stets im Zwiespalt. Sie mochte die Gemeinschaft mit den anderen jungen Frauen, den Austausch und die Zeit, in der sie nicht Zuhause in Hof und Garten arbeiten musste. Zugleich spürte sie, wie das nationalsozialistische Gedankengut bei vielen Gleichaltrigen in Fleisch und Blut überging und wie sehr sie sich in Acht nehmen musste, um ihre Meinung nicht frei auszusprechen. 

Manchmal war es ziemlich knapp, denn wenn Elise in Rage war, konnten die Worte auch unzensiert über ihre Lippen kommen. Wie sie die Treffen im BDM erlebte, kannst du im Roman "Heidelbeerkind" nachlesen. 

 

Mehr Infos zu den nationalsozialistischen Jugendverbänden findest du bei LEMO